Als Pfeilerbahn bezeichnete man die Personenzuggleise zwischen Hamburg Hbf und den Norderelbbrücken. Zwischen der Oberhafenbrücke und den Norderelbbrücken führten die Gleise durch das Areal des Hannoverschen Bahnhofes. Betrieblich hatte der Hannoversche Bahnhof (ab 1964 Hamburg Hgbf) nichts mit der Pfeilerbahn zu tun. Die Personenzuggleise der Pfeilerbahn waren betrieblich gesehen Freie Strecke. Da sie jedoch direkt durch den Hgbf verlief, wurde sie zum festen Bestandteil des Bahnhofes und auch der Stadt.

b_300_300_16777215_00_images_hgbf_pfeilerbahn_pfeilerbahn17_eisenbahnstiftung.jpg b_300_300_16777215_00_images_hgbf_pfeilerbahn_pfeilerbahn18_eisenbahnstiftung.jpgFotos: Eisenbahnstiftung

Ein Schnellzug verläßt Hamburg auf der Pfeilerbahn sowie der Blick aus der entgegengesetzten Richtung


Bau der Pfeilerbahn

Die Pfeilerbahn wurde im Zuge der Baumaßnahmen für den neuen Hauptbahnhof 1906 dem Verkehr übergeben. Sie bestand aus 126 aus Ziegelsteinen gemauerten Bögen.

b_300_300_16777215_00_images_hgbf_pfeilerbahn_pfeilerbahn15_sattler.jpg b_300_300_16777215_00_images_hgbf_pfeilerbahn_pfeilerbahn16_sattler.jpgFotos: Georg Sattler (1996)

In den Viaduktbögen der Pfeilerbahn entwickelte sich im Laufe der Jahre eine eigene Infrastruktur. Viele Bögen wurden zugemauert (siehe Bild oben rechts) und dienten anschließend als Aufenthalts- und Umkleideräume sowie als Werkstätten für die technischen Abteilungen, ohne die ein Bahnhof nicht überleben konnte.

Was passierte nun in den Räumen, über die abertausende Züge hinwegfuhren, ohne dass man vielfach von ihrer Existenz überhaupt Kenntnis hatte? Betrachten wir nun die Pfeilerbahn zwischen dem östlichen und westlichen Überführungsbauwerk mit der Nutzung aus dem Jahr 1963:

Bogen Funktion
5 Aufenthaltsraum Weichenreiniger + Duschen und Abort
6 Kokslager
7 Heizung Hob
   
9 leer
   
11 Signalmeisterei Stromversorgung
12 Signalmeisterei Stromversorgung Batterieraum Hob
   
20 ... leer ... zeitweise Kohlen
21 Luftschutzraum (leer)
22 Splitterschutz (leer)
   
24 Bm-Rotte Lagerraum (Koks- und Betriebsstoffe)
25 Bm- Rotte Waschraum
26 Bm- Rotte Aufenthaltsraum
27 leer
28 Bm- Rotte Werkmeister + Lagerraum Geräte
29 Bm- Rotte Lagerraum Kleineisen
   
42 Fm Aufenthaltsraum + Werkstatt und Lagerraum
   
49 Sigm Stromversorgungsaggregat
50 Sigm Stromversorgung Batterie
51 Sigm Lager (Eisenteile)
   
71 Sfm Lagerraum Lampen in Papierverpackung
72 Sfm Lagerraum (Kontakte, Kunststoffe, Eisenteile)
73 Sfm Schmiede, Schmiedekohlen, Gasschweißgerät
74 Sfm Lager- und Arbeitsraum, Werkstatt, hölzerne Werkbänke
75 Sfm Werkmeister, Aufenthaltsraum + Lager Kabel
76 Sfm Aufenthaltsraum
77 Sigm Lager- und Arbeitsraum Eisenstoffe
78 Sigm Werkmeister, Aufenthaltsraum + Waschraum, Aufenthaltsraum Signalschlosser
79 Sigm Lager- und Arbeitsraum, Eisenteile, Geräte, Farben in kleinen Mengen
80 Sigm Schmiede, Gasschweißgerät
81 Aufenthaltsraum für Weichenreiniger, Petroleum, Lagerraum für Lampen
   
83 Lagerraum für Kranwerkstatt (Eisenteile)
84 Lagerraum für Schmiede, Bm (Signale, Schilder aus Blech und Kunststoff) Baustoffe
85 Aschenkasten, Lager Azetylen- und Sauerstoffflaschen
86 Bm Schmiede, Gasschweißgerät
87 Geräte- und Lagerraum Bm-Rotte, Oberbaustoffe Eisen
88 Geräte- und Lagerraum Bm-Rotte, Oberbaustoffe Eisen
   
91 Bm-Rotte Aufenthalts- und Schrankraum
92 Bm-Rotte Aufenthalts- und Schrankraum
93 Bm-Rotte Wasch- und Duschraum + Heizung
94 Bm-Rotte Werkmeister + Lagerraum hochwertiger Geräte Eisen
   
98 - 106 Rangiereraufenthaltsraum

Die Nummern der Bögen war auch außen angeschrieben, hier im ersten Bild Bogen Nr. 9 und weitere Detailaufnahmen.

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Östliches Überwerfungsbauwerk

Im östlichen Teil der Pfeilerbahn lag die Unterführung der Güterzuggleise in den Hgbf

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Westliches Überwerfungsbauwerk

Im westlichen Teil unterquerten die Zufuhrgleise zu den Ladegleisen die Pfeilerbahn

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Ertüchtigung 1930

Um 1930 wurden die Bogengewölbe durch zusätzliche Ziegellagen verstärkt. Das folgende Bild zeigt die von innen zusätzlich eingemauerte Ziegellage. Das Foto aus den letzten Tagen der Pfeilerbahn zeigt auch bereits die Betonträger aus der Phase der Elektrifizierung.

b_300_300_16777215_00_images_hgbf_pfeilerbahn_pfeilerbahn19_rasch.jpgFoto: Bärbel Rasch


Ertüchtigung 1964

Im Zuge der Arbeiten zur Elektrifizierung wurde die Pfeilerbahn 1964 ertüchtigt und veränderte dabei deutlich Ihr Gesicht. Für die Aufnahme der Fahrleitungsmaste wurde die Anlage verbreitert und verstärkt, wozu vor allem neue Betonträger an der Brüstung angebracht wurden, für die entsprechende Auflagen im Ziegelmauerwerk geschaffen werden mußten. Die folgenden Bilder sind von Günter Lübbe (damals Bauingenieur) aus der Sammlung von Klaus Lübbe.

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Detailaufnahmen der neuen Betonträger

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Die neuen Stahlbetonelemente wurden mit zwei robusten Eisenbahnkränen eingesetzt. Früher sah das Werkzeug, in diesem Fall der Eisenbahnkran, noch etwas anders aus.

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Das letzte Element wird eingesetzt. Ein "banales" Betonteil, geschmückt mit Blumen und Girlanden. Heute kaum noch vorstellbar.

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Wo heute mit Laser und GPS gearbeitet wird, reichte vor 40 Jahren ein scharfer Blick.

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Ein Teil der alten Konstruktion am östlichen Ende des Hgbf wurde durch Stützmauern ersetzt, der Zug fährt aus Harburg kommend auf die Pfeilerbahn Richtung Hbf, unten die Güterzuggleise.

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Die Pfeilerbahn nach der Verbreiterung und zum Vergleich ein Foto vor dem Umbau

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Geschafft. Nach Abschluss der Arbeiten hören die Arbeiter auf dem Festakt den Bürokraten zu.


Spundwandbau um 1980

Um 1980 wurde der nördliche Abschnitt, der aus genieteten Stahlbrücken bestand, durch einen Damm mit Stahlspundwänden ersetzt.

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Abriss ab 2008

Zum Jahresende 2007 wurde die Oberhafenbrücke erneuert und anschließend die Pfeilerbahn abgerissen. Der Zugverkehr lief dabei nach Einbau der neuen Brücke über die Güterzuggleise weiter.

Die Gleise laufen seitdem fast ebenerdig im Bereich der ehemaligen Pfeilerbahn und steigen erst zur Oberhafenbrücke an. In diesem Bereich wurde ein neues Überwerfungsbauwerk aus Beton errichtet, um weiterhin von den Güterzuggleisen kreuzungsfrei in Richtung Harburg auf die Personenzuggleise wechseln zu können. Hier ein paar Bilder vom Abriss und dem Endzustand ab 2009.

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